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3.2.13 /
Terrassenhaussiedlung Graz - St. Peter /
Mit der im Jahre 1965 beginnenden Planung und in den folgenden 13
Jahren vorzunehmenden Bauabwicklung der Terrassenhaussiedlung Graz
- St. Peter war das Büro der Werkgruppe mit dem größten
Projekt beschäftigt, das in der nahezu 30 - jährigen Tätigkeit
der Partnerschaft bearbeitet wurde. Anfangs lag keine Beauftragung
durch einen Bauträger vor. Wir griffen die Problemstellung
auf, die sich durch die Wohnungsnachfrage einerseits und das Vorhandensein
eines alten, aufgelassenen Industriegebietes im Südosten der
Stadt ergab. Der im 19. Jahrhundert zur Blüte gelangte Lehmabbau
zur Ziegelherstellung für die wachsenden Gründerzeit -
Viertel um den Stadtkern ist mit Ende des 2. Weltkrieges infolge
Auslaufens des Lehmvorräte erlahmt. Die ausgedehnten Gruben
mit teilweise vorhandenen Teichen - die Eis- und Eustacchioteiche
- wurden in wilder Deponie mit Bauschutt zerbombter Häuser
und Müll aufgefüllt. Diesem negativen Aspekt stand als
positive Voraussetzung gegenüber, dass das große Areal
bei guter Erreichbarkeit von Zersiedelung freigeblieben war. Aus
dem Grubengrund erhob sich ein einzelner Hügel mit einem erhaltenen
Brunnen, von dem aus man das Areal überblicken konnte und der
uns gleich einem "Feldherrenhügel" als Freiluftatelier
zur Fassung eines ersten konzeptiven Gedankens diente. Die Anlage
musste "schwimmend" errichtet werden, da die Schüttungen
keine Tragfähigkeit boten und allein ein Pfahlbau mit Fundierung
in über 8,0 m Tiefe die Errichtung eines Hochbaues erlaubte.
Die Planung sah daher die Errichtung eines Stahlbetonträgerrostes
auf Höhe des ursprünglichen natürlichen Geländes
vor, der als "künstliches Niveau" der gesamten Anlage
zu dienen hatte. Über diesem wurden 4 Blöcke in süd-ost
und nord-westlicher Orientierung konzipiert, die versetzt angeordnet
in gestaffelter Höhe zugleich den Blick auf die Stadt und das
grüne Umland bieten. Die Gesamtanlage mit ca. 530 Wohnungen
und einer Tiefgarage, die den ganzen Siedlungsbereich als Fußgängerzone
anbietet, wurde von 1972 - 1978 in 4 Bauabschnitten errichtet, nachdem
das Amt der Steiermärkischen Landesregierung aufgrund der Erklärung
zum Demonstrativbauvorhaben die Finanzierung sicherstellte. Der
in Wien gefundene Bauträger, der das Projekt organisatorisch
abwickelte, bot den Architekten den Rückhalt für die auf
alle Wohnungen gerichteten Mitbestimmung der Bewohner bei der Grundrisskonzeption
und Außengestaltung, wobei ein eigenes Beratungsbüro
eingerichtet wurde. Nach heute 25 - 30- jähriger Nutzungsdauer
der Wohnanlage findet das Konzept, das in seiner Realisierung zahlreiche
Hindernisse zu überwinden hatte, durch Wohnzufriedenheit und
große Nachfrage seine Bestätigung.
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