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3.2.5 /
Forum Stadtpark /
Die erste architektonische Intervention
gelang Werner Hollomey, der als Gründungsmitglied des Forum
Stadtpark sich mit der Umbauplanung des aufgelassenen und verfallenen
Grazer Stadtparcafes in ein Veranstaltungshaus befasste (1). Wie
eine Systemverschiebung im strukturalistischen Sinn als "Ungehörigkeit
" ein emotionales Potential freilegt, so war der Anspruch der
jungen Künstler des Forum (Vorgänger war die "Junge
Gruppe" um Günter Waldorf) auf die Inanspruchnahme des
traditionellen Stadtparkpavillons ein Fanal für das konservative
Grazer Lager. Ein erster Antrag an die Stadtregierung um Überlassung
wurde abgelehnt, ein Abbruch verordnet, über öffentlichen
Druck von der Stadt wieder rückgängig gemacht und eine
Widmung für künstlerische Absichten an finanzielle Bedingungen
geknüpft, deren Erfüllung in Frage stand. Da gingen die
Künstler und eine Reihe von Gesinnungsfreunden auf die Straße,
brachten einen Betrag von 400.000,- S für Adaptation und Inbetriebnahme
des Gebäudes auf, erhielten schließlich das umkämpfte
Haus zur Nutzung überantwortet. Ein Übergabevertrag wurde
mit dem neu gegründeten Verein Forum Stadtpark abgeschlossen,
am 4.11.1960 konnte das Haus eröffnet werden. Werner Hollomey
hatte unter dem Druck sehr beschränkter finanzieller Mittel
einen Veranstaltungsbau geplant, der den Pavilloncharakter des Hauses
aufrechterhielt, im Inneren jedoch einen großzügigen
Ausstellungsraum mit Öffnung zum Stadtpark vorsah. Administrative
Nebenräume, Depots und ein Clubkeller wurden eingerichtet.
Die aus verschiedenen Sparten zusammengesetzte Künstlergruppe,
die erste interdisziplinäre Künstlervereinigung dieser
Art in Graz, hatte die Möglichkeit der Präsentation bekommen
und nützte sie intensiv. Der Architektur war in der Form des
sichtbaren Transformationsprozesses eines Bauwerkes eine wichtige
fermentierende Funktion zugefallen, die seit den gesellschaftspolitisch
bemerkenswerten Ambitionen eines Herbert Eichholzer in den Dreissigerjahren
kein vergleichbares Beispiel in Graz vorweisen konnte.
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(1) Christine
Rigler, "Forum Stadtpark - Die Avantgarde von 1960 - heute",
Böhlau Verlag Wien - Köln - Weimar, 2002 |
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