WEGHAFTES. ARCHITEKTUR UND LITERATUR




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4.1. /
/ Markus Jaroschka: Die Reihe "Werkgruppe Lyrik"
- Zelte der Sprache /


/ Lyrik / Band1/

Die Architekten der Werkgruppe Graz, die sicher auch immer in den Notwendigkeiten ökonomischer Bedingungen eingebunden waren, wagen durch 26 Jahre in 26 geschmackvoll gestalteten Bändchen den Anachronismus, das 'Unzeitgemäße"... Sie versenden an ihre Freunde und Geschäftspartner in aller Welt als Geschenk Nachrichten von Menschen, die im Betrachten der 'Welt', wie es Juan Ramón Jiménez ausdrückt, vielleicht im "Stand der Gnade" sind. Architekten, meist gleichfalls Mitglieder der Zunft der Künstler, wissen um die Notwendigkeit, humane 'Orte' zu schaffen - und zugleich zu träumen mit den Dichtern von neuen, anderen 'Orten', die hinter dem "rotgeränderten" Horizont liegen... 'Nähe' und 'Weite', realer und imaginärer Orte, sind die Metaphern, wo Poesie angesiedelt, 'zu Hause' ist.

Nicht von ungefähr, ja, es ist gleichsam das Programm der Werkgruppe, dass das erste Gedicht im Band 1 den Titel AUSFAHRT trägt. Darin ist das Geheimnis der "Nähe und Weite" in einer ästhetischen Sprachkunst, für die Gruppe immer ein wichtiges Kriterium, begründet, darin ist die Weghaftigkeit des Menschen 'abzulesen'.

Der unvergessene Meister der Poesie, Alois Hergouth, eröffnet mit diesem Gedicht AUSFAHRT im Band I mit dem Titel "Schiffe, Inseln, Zikaden" ein nicht vorhersehbares, 25-jähriges literarisches Abenteuer dieser Architektengruppe, ein Weg ohne Kenntnis des Ziels...



/Alois Hergouth: AUSFAHRT/___________________



AUSFAHRT

Das sind sie - noch immer
die Schiffe
die Inseln
die Schiffe -

schwelende Ufer und Ankerplätze
im rauchigen Gold der Erinnerung

Abends vielleicht
oder morgens
(ein schwebendes Gleißen im Blick
ein Weißes von
flüchtigen Möwen und Wellen)

Und immer zur Stunde des Aufbruchs
der rotgeränderte Raum

: Wo willst du hin
der du von überall kommst
der du nirgends daheim bist?

Ach - Schönheit
ruhelose Schönheit:

Zu fahren

zu fahren mit allen Schiffen
auf allen Meeren -

von Sonne zu Sonne
den Glanz ertragen
zur Stunde des Untergangs
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