WERKGRUPPE
GRAZ
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WEGHAFTES. ARCHITEKTUR UND
LITERATUR
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4.1. /
/ Markus Jaroschka: Die Reihe "Werkgruppe Lyrik"
- Zelte der Sprache /
/ Die Poesie in der technischen Industrierevolution /
Was für eine Zukunft hat also die Poesie in der
Zweiten, der elektronischen Industrierevolution? Welche 'Wege' sind in
der Atemlosigkeit der 'Welt' für die Poesie noch möglich? Nach
der Technisierung der Sprache, der Struktur unseres Denkens, der Psyche?
In der ersten industriellen Revolution hat es in England bereits Ende
des 18. Jahrhunderts eine Diskussion über den Anachronismus der Lyrik
gegeben. So hatte Thomas Carlyle Anfang des 19. Jahrhunderts gemeint,
im 'Mechanischen Zeitalter" habe die Poesie keine wirkliche Funktion
mehr. Die Entwicklung der Poesie in Europa verlief jedoch anders. Nach
Michael Hamburger erreichte die europäische Lyrik bis zum Ersten
Weltkrieg eine vorher nicht existente Leserschaft - dank vermehrter Bildung,
dank der Ausbreitung der Lesefähigkeit, einer mechanisierten Buchindustrie,
einer viel größeren Bevölkerungsschicht mit vermehrter
Freizeit "und dank des Bedürfnisses eben dieser Schicht, sich
über Imagination oder Sentimentalität für kurze Zeit von
den ökonomischen Realitäten des 'Mechanischen Zeitalters' zu
absentieren." Daraus ergeben sich sogleich mehrere Fragen: Worin
besteht die 'Dialektik der Poesie'? Ist auch heute die Poesie ein Anachronismus?
Ein Sedativum für Betroffene in einer übertechnisierten Welt?
In einer Informations- oder Kommunikationsgesellschaft ein Bereich ohne
'Information'? Dazu gibt es einen für unsere Zeit feinen Gedanken
für die Unterscheidung von Sprache und Kommunikation: Literatur ist
Kommunikationsunterbrechung...
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Die Werkgruppe Graz hat über einen Zeitraum
von 30 Jahren, von 1966 - 1996, Lyrik neben der architektonischen Tätigkeit
herausgegeben. Die Reihe der "braunen Büchl" aus dem gängigen
braunen Packpapier mit einfachem Kartondeckel gestaltet, war als Gruß
an Freunde gedacht, einmal im Jahr erschienen. Das Besondere war die persönliche
Signatur des Autors, die diese Bücher zu dokumentarischen Unikaten
machte. Doch auch der Umstand, dass es Erstveröffentlichungen waren,
gab ihnen ihren Wert Die Autoren waren anfangs aus dem Freundeskreis der
Literaten des Forum Stadtpark, später griff der Kreis weit aus. Mit
der Architektur hatten die Gedichte eines gemeinsam: dass immer Orte im
Mittelpunkt standen, seien es reale oder imaginäre. Dieser kontextuelle
Aspekt war uns ein Anliegen, ist er doch unserer Arbeit verwandt.
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