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GRAZ
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back / Eugen Gross: Werk Gruppe Graz - Wege, Räume, Gedanken/
3.2.17 /
Politischer Widerstand /
Im selben Jahr drängte sich ein politisches Engagement
in Anknüpfung an die Ausstellung "Graz und seine künftige
Gestalt" auf, nachdem Hochschulprofessor Dr. Rudolf Wurzer von der
Technischen Hochschule Wien mit der Erstellung eines Flächennutzungsplanes
für die Stadt Graz beauftragt worden war. Er stellte im Rahmen eines
Vortrages - von einer Bürgerbeteiligung war noch nicht die Rede - einen
ersten Entwurf vor, der in keiner Weise vorausschauende Planungsprinzipien
für die Stadt erkennen ließ, sondern sich im Gegenteil an "übergeordneten
Planungen" orientierte. Darunter war maßgeblich die Verkehrsplanung
gemeint, die eine "autogerechte Stadt" zum Ziel hatte und die
Führung der als Hauptverkehrsträger vorgesehenen NS - Trasse der
Autobahn (Phyrnautobahn) durch das westliche Grazer Stadtgebiet vorsah.
Gegen dieses Konzept, das Prof. Hubert Hoffmann energisch bekämpfte
und dafür eine Bürgerinitiative ins Leben rief, solidarisierten
wir uns mit anderen Architektenkollegen, um im Hinblick auf eine lebenswerte
Stadt einen Gesinnungswandel herbeizuführen. Zunächst wurden diese
Initiativen von der Stadtregierung und Verwaltung nicht ernst genommen,
dann als "aufmüpfige Spinnereien" abgelehnt und schließlich
als unkompetent zurückgewiesen. Wir verfolgten diesen Prozess mit großer
Aufmerksamkeit und unterstützten jede Möglichkeit, die Öffentlichkeit
zu mobilisieren. In Graz hatte sich erstmals in einer österreichischen
Landeshauptstadt eine starke Bürgerinitiative gebildet, die der Stadtverwaltung
einen Widerpart bietete und aus der Planungsdiskussion nicht mehr wegzudenken
war. Zunächst schien wenig Erfolg beschieden, doch die Stunde der entscheidenden
Konfrontation sollte vier Jahre später kommen. Als Architekten sahen
wir eine wichtige Verantwortung in diesem Entwicklungsprozess, der uns mit
Kollegen und Freunden aus dem Atelier ausbrechen ließ und die "Zeichensaalrevolution",
für die Graz bekannt wurde, in die Öffentlichkeit trug.
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